Erstmals wird im Rahmen einer Ausstellung die Geschichte der Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse anhand von Gemälden, Zeichnungen, Mobiliar, Schmuck und Designobjekten thematisiert. Neben Arbeiten von Josef Hoffmann, Ferdinand Hodler und Gustav Klimt stehen die Kreationen von Dagobert Peche im Mittelpunkt.

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Unbekannter Fotograf, Portal der Verkaufsstelle der Wiener Werkstätte AG Zürich, Bahnhofstrasse 1, 1917, MAK - Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto © MAK
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Josef Hoffmann, Dagobert Peche Fauteuil. Ausführung: Wiener Werkstätte, Ville de Genève, Musées d‘art et d‘histoire. Achat, 1961, Foto © Musées d’art et d’histoire, Ville de Genève, Flora Bevilacqua
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Dagobert Peche, Tischvitrine für das Verkaufslokal der Wiener Werkstätte, Zürich. Ausführung: Wiener Werkstätte, 1917, Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv, Foto © Universität für angewandte Kunst Wien, Kunstsammlung und Archiv
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Koloman Moser, Deckelbecher. Manufaktur: Wiener Werkstätte, Wien, 1906, MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto © MAK/Katrin Wisskirchen
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Wiener Werkstätte, Edith Schieles Abendschuhe, 1912, Foto © Albertina, Wien
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Josef Hoffmann, Schliesse. Ausführung: Karl Ponocny, Wien, Manufaktur: Wiener Werkstätte, Wien, 1905, MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto © MAK/Georg Mayer
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Gustav Klimt, Judith I, 1901 aus der Mappe «Das Werk Gustav Klimts», Privatbesitz
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Gustav Klimt, Portrait von Hermine Gallia, 1904, The National Gallery, London. Bought, 1976, Foto © The National Gallery, London

Ein frischer Blick aus Wiener Perspektive

Eintritt

CHF 16.–/11.– (ermässigt und Gruppen)
Freier Eintritt für Mitglieder sowie Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre.

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Hinweis für Gruppen

Wir freuen uns, Sie willkommen zu heissen! Aus organisatorischen Gründen ist eine Voranmeldung erforderlich. info@kunsthaus.ch, +41 44 253 84 84

Die Ausstellung umfasst rund 160 Exponate. Die kuratorische Verantwortung liegt in den Händen von Tobias G. Natter, dem ehemaligen Direktor des Leopold Museum Wien und Autor der beiden Werkverzeichnisse der Gemälde von Gustav Klimt (2012) und Egon Schiele (2017). Zum einen wirft die Ausstellung aus Wiener Perspektive einen Blick auf den schon damals als Schweizer «Nationalkünstler» wahrgenommenen Ferdinand Hodler (1853–1918).

Von den Künstlern, denen Hodler in Wien begegnete, schätzte er Gustav Klimt (1862–1918) am höchsten, namentlich «das dekorative Element» an dessen Kunst. Klimt, der wie kein zweiter für Farbe, Erotik und Ornament steht, war damals aber nicht nur die Leitfigur der Wiener Stilkunst. Klimt forderte in bahnbrechender Weise auch die Überwindung der traditionellen Unterscheidung von Malerei und Skulptur als «hoher» und Kunstgewerbe als «angewandter» Kunst. Gleichzeitig warb Klimt für eine Neudefinition von Künstlertum. Denn auch jene, die fähig seien, «Geschaffenes fühlend nachzuerleben» galten ihm als Künstler.

Moritz Nähr, 19. Ausstellung der Wiener Secession, Innenaufnahme: sog. «Hodlersaal», 1904 Schwarz-Weiss-Negativ Österreichische Nationalbibliothek, Wien Foto © Österreichische Nationalbibliothek, Wien

Öffentliche Führungen

20.6. / 4.7. / 10.7. jeweils um 13 Uhr und am 15.7. von 15–16 Uhr

Private Führungen

Gruppengrösse: max. 15 Personen
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch
Kosten: Ausstellungseintritt (Gruppentarif) + CHF 190.– (Deutsch) / CHF 220.– (andere Sprachen), Dauer: 1 Stunde

Hodler und die Secessions-Ausstellung 1904

Wenn die Wiener Secession Ferdinand Hodler zur Teilnahme an ihrer XIX. Ausstellung eingeladen hatte, dann um «die Grösse Hodlers einmal auch weiteren Kreisen begreiflich» zu machen. Die anspruchsvolle Ausstellung verfolgte keine geringere Absicht, als in bahnbrechender Weise zu zeigen, «dass Ferdinand Hodler nicht nur der grösste Schweizer Künstler, sondern einer der grössten überhaupt» sei. Hodler konnte damals sämtliche bis dahin geschaffenen Hauptwerke zeigen. Die Resonanz war überwältigend. Der Schweizer Künstler gewann mit dieser Werkschau alles, was sich ein Künstler von der Öffentlichkeit erhoffen konnte: reichen Zuspruch, gute Presse, wichtige Verkäufe. Insgesamt wurde die Wiener Ausstellung zu einem Meilenstein in der Rezeptionsgeschichte des damals 51-jährigen Künstlers.

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Jack Metzger, Hodler Gedenkfeier, um 1951, Metzger, Jack, Archive of the photographic agency Comet Photo AG, ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv

Mobiliar aus Hodlers letzter Wohnung

Gegen Ende 1913 zogen Ferdinand und Berthe Hodler in eine herrschaftliche Wohnung am Quai du Mont-Blanc 29 in Genf. Josef Hoffmann wurde mit der Gestaltung der Empfangsräume beauftragt und entwarf nicht nur das Mobiliar, sondern liess auch architektonische Details der Wohnung am Quai du Mont-Blanc ändern. Nebst dem Mobiliar präsentiert die Ausstellung im Kunsthaus zahlreiche von Hoffmann für die Hodlersche Wohnung entworfene Gebrauchsgegenstände wie Tischuhr, Lüster, Blumensäule, Schränke und Sitzmöbel.

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Dagobert Peche, Entwurf für «Perlthier» (Phantasietier), um 1919, MAK - Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto © MAK

Dagobert Peche und die Wiener Werkstätte in Zürich

In der Ausstellung wird die Bedeutung der Wiener Werkstätte als Österreichs vielleicht wichtigster Beitrag zur Designgeschichte des 20. Jahrhunderts deutlich. Von den frühen provokant geometrisch-abstrakten Entwürfen zu den verspielten Werken von Dagobert Peche. Ab 1915 fester Mitarbeiter der Werkstätte, leitete er deren Niederlassung in Zürich von ihrer Eröffnung 1917 bis zu ihrer Schliessung 1919. Er gestaltete das Verkaufslokal in der Bahnhofstrasse zusammen mit Josef Hoffmann und beschritt gewagte neue Wege der Produktpositionierung. In Zürich konnte er, ungehindert der in Österreich schon spürbaren Kriegseinschränkungen, seiner entwerferischen Fantasie nachgehen. Indem er die Formel von «form follows function» auf den Kopf stellte und die Zierform über die Zweckform stellte, vollzog er den Übergang vom Jugendstil zum Art Déco, wie die zahlreichen in Zürich entstandenen Entwürfe in der aktuellen Ausstellung eindrucksvoll zeigen.

Mit grosszügiger Unterstützung der Walter B. Kielholz Foundation

Abb oben: Franz von Zülow, Muster für Stoff «Dorfrose», Entwurf 1910/11. Auftraggeber: Wiener Werkstätte, 1910 bis 1928; Ausführung: Gustav Ziegler, Wien; Ausführung: Anonym, Zürich Seide, bedruckt, Leinwandbindung, MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto © MAK/Kristina Wissik

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